Förderung und Programm

Programmanalyse der sächsischen Hörfunkveranstalter

  • Auftraggeber: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)

  • Auftragnehmer: uniQma-Forschungsberatung, Dr. Andreas Czaplicki, Leipzig
     

  • Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse einer Programmanalyse dar, die nach 2011 aktuell zum zweiten Mal im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) erhoben wurde. Ziel der Studie ist es, das Programmangebot kommerzieller UKW-Radioprogramme in Sachsen zu untersuchen und insbesondere das Wortprogramm zu analysieren. Untersucht wurden hierzu 14 Hörfunkprogramme. Zusätzlich wurden drei nichtkommerzielle Sender und zwei Hochschulradios in die Untersuchung einbezogen.
  • Der Projektausschreibung entsprechend wurden die Wort- und Musikanteile erfasst und ausgewiesen. Für Wortbeiträge wurden Beitragsformen, Themen, Themenherkunft, Themenorte, Beitragsherkunft, Wiederholungen und crossmediale Verknüpfungen ermittelt. In einem Zusatzmodul wurden Hörer-Feedback, Hörer-Interaktionen und Hörer-Inhalte analysiert. Ein zweites Zusatzmodul betraf die Lokalkompetenz des Programms bzw. die lokale Berichterstattung.
  • Methode: Quantitative Inhaltsanalyse
    Um die Programme der sächsischen Hörfunksender zu untersuchen, wurde eine Inhaltsanalyse durchgeführt, die formale und inhaltliche Elemente erfasste. Die verschiedenen Qualitätsmerkmale und ihre Ausprägungen wurden in Form eines Codebuchs zusammengestellt. Hierzu wurde ein Kategorienschema entwickelt, mit dem das Programmangebot der sächsischen Hörfunksender der Aufgabenstellung entsprechend untersucht wurde.

Im Rahmen der Programmanalyse wurden 2.687 Sendestunden in 19 Sendern analysiert. Dabei wurden 102.255 Beiträge (Wort, Musik, Werbung, Jingles) erfasst. 

Die zentralen Ergebnisse der durchgeführten Programmanalyse der sächsischen Hörfunksender sind:
 

  •  Kommerzielle Sender bringen hauptsächlich Musik, nicht-kommerzielle bringen häufiger Wortbeiträge

Die kommerziellen Sender bestreiten drei Viertel ihrer Sendezeit mit Musik. Der Wortanteil beträgt 14 Prozent der Sendedauer. Lässt man die Nachtstunden außen vor und beschränkt sich auf die Zeit von 05:00 bis 20:00 Uhr, so beträgt der Wortanteil 18 Prozent. Über den ganzen Tag betrachtet, beträgt der Werbeanteil 7 Prozent. Die übrigen 4 Prozent der Sendezeit sind Jingles. 
Bei den nichtkommerziellen Sendern ist der Wortanteil deutlich höher. (27 Prozent der Sendedauer). Die beiden untersuchten Hochschulradios verfolgen unterschiedliche Senderkonzepte: 99drei Radio Mittweida orientiert sich in seinem Programmangebot eher an den kommerziellen Sendern (viel Musik, weniger Wort). mephisto 97.6 ist eher vergleichbar mit den nichtkommerziellen Sendern.

  • Mehr Information als erwartet

In den Wortbeiträgen dominieren die Informationsbeiträge eindeutig. Bei kommerziellen Sendern sind auch Serviceinformationen wichtig (Wetter, Verkehr). Unterhaltungselemente und Moderationen nehmen weniger Sendezeit in Anspruch als man meint.
 

  • Kommerzielle Sender mit breitem Themenspektrum

Im Mittelpunkt steht eine Mischung aus Politik, privater Lebenswelt, Kultur und Sport. Die nichtkommerziellen Sender widmen sich stärker kulturellen Themen oder gesellschaftlichen Problemen.
 

  • Lokales ist ganz wichtig

Bei den kommerziellen Sendern haben 44 Prozent der Wortbeiträge einen lokalen Bezug. Bei den nichtkommerziellen Sendern liegt der Anteil deutlich niedriger. Grund sind hier die zahlreichen Übernahmen von anderen freien Radios.

  • Viele Beiträge werden wiederholt

Etwa jeder zweite Informationsbeitrag in den kommerziellen Sendern wird mehrfach am Tag gebracht. Das liegt vor allem an den Nachrichtenmeldungen die vielfach unverändert ausgestrahlt werden. Bei den nichtkommerziellen Sendern ist das kaum der Fall.
 

  • Werbung wird als Verbraucherhinweis ausgegeben

Einzelne Sender (Radio WSW, Radio Lausitzwelle) übernehmen Promotion-Beiträge, die unter dem Vorwand, Verbraucherhinweise zu geben, vor allem werbliche Absichten verfolgen.
 

  • Nachrichten aus einem Topf

Die Übernahme von zugelieferten Nachrichtensendungen ist gängige Praxis bei mehreren Sendern. Auf den ersten Blick ist die Vielfalt dadurch nicht eingeschränkt, da die Nachrichtensendungen senderspezifisch konfektioniert werden. Ein Problem könnte man aber darin sehen, dass Nachrichten in unterschiedlichen Medien nur noch aus wenigen Quellen kommen.
 

  • Crossmediale Hinweise kommen oft

Fast alle Sender weisen auf ihre Angebote abseits des Programms hin (Webseiten, Apps), kommerzielle Sender tun dies häufiger als nicht-kommerzielle.
 

  • Hörer im Programm: mehr Appelle als echte Beteiligung

Die allermeisten Sender fordern die Hörer häufig zur Interaktion auf (Anruf, Mail WhatsApp). Die tatsächliche Hörerbeteiligung ist dagegen eher gering und beschränkt sich nahezu auf Verkehrs- und Blitzermeldungen oder Gewinnspiele. 

 

Die Programmanalyse 2019 gibt einen breiten Überblick über Struktur und Inhalte des Programms von 19 sächsischen privat-kommerziellen und nichtkommerziellen Radiosendern.

Zusätzlich zur Erhebung von Musik- und Wortanteilen im Programm und darin unter anderem des Anteils von Information im Verhältnis zu Werbung und der Abgrenzung zwischen beidem legt diese Auflage der Programmanalyse der Sächsischen Hörfunkveranstalter einen besonderen Fokus auf die Einbindung der Hörer:innen in das Programm und die Verknüpfung des Radioprogramms mit den Internetaktivitäten der betreffenden Sender.

  • Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser quantitativen und inhaltsanalytischen Studie gehören:

  1. Die programmlichen Unterschiede zwischen kommerziellen und nichtkommerziellen Sendern bestehen fort: Nichtkommerzielle Hörfunksender haben einen signifikant höheren Wortanteil und beschäftigen sich ausführlicher mit Themen aus Kultur und Gesellschaft als kommerzielle Sender. Umgekehrt haben die kommerziellen Sender einen deutlich stärkeren Lokalbezug.
  2. Alle Sender wiederholen Wortbeiträge im Tagesverlauf, insbesondere nichtkommerzielle Radiosender übernehmen vielfach Sendungen von anderen nichtkommerziellen Radiosendern.
  3. Eine problematische Entwicklung ist in der Vermischung von Werbung und Information zu sehen, beispielsweise der unkommentierten Übernahme von Promotionbeiträgen als Verbraucherhinweise.
  4. Alle Sender binden in starkem Maße Hinweise auf ihre Internetaktivitäten in ihr Programm ein, auch um Hörer:innen zur Interaktion mit dem Sender anzuregen.
  5.  Diese Interaktion findet tatsächlich nur selten statt und beschränkt sich vor allem auf Verkehrs- und Blitzermeldungen oder Gewinnspiele.